Sonntag, 2. März 2008
Herr Holaender spielte mit dem Schicksal
iris-wuhei, 00:48h
Und gab sich trächtiger, als es die Macht des Schicksals bei Verdi vorgesehen hatte.
Ich habe gerade diese Forza des Destino bis zum bitteren Ende mitgesehen, leider war der Genuß über weite Strecken getrübt:
Der Herr der Staatsoper wäre gut beraten, die debilen Interlinearübersetzungszeilen am Bildschirm zu unterlassen. Diese Übersetzung (leider nicht die Werfelsche) hat kontraproduktive Wirkung auf alle Operanfänger, die zur Klassik hingeführt werden sollten.
Nichts gegen sein Deutsch, es hat durchaus Charme und ist als Sprache eines Baumes hervorragend. Er wäre jedoch noch besser beraten, die klaren Aktübersichten des intelligenten Herrn Loewel zu übernehmen.
Herr Poultney regierte, wie seit Jahren gewohnt, gewollt modernistisch: ein eigenartig hüpfendes Cowgirlballet mimte die Zigeuner und sollte amerikanische radikale Sektierer darstellen – die Sinti werden sich für diesen Vergleich bedanken. Ja, alle anderen waren auch unzeitgemäß, schäbig 50ermäßig gekleidet und alle wirkten verkleidet. In ein Utopos verschoben, das nicht heute und nicht gestern ist – in diesem Fall hätte man den 2. WK noch am ehesten als tempus und locus operandi der verworrenen Handlung akzeptiert. Diesmal ist ihm nichts Schlüssiges eingefallen, er, Poultney, möge es mir nicht einzureden versuchen.
Man belasse doch bitte Opern mit derart groschenromanmäßiger Handlung in ihrer vorgegebenen Zeit, dort kann man in Kostüm und Musik schwelgen - so aber sucht man vergeblich irgendwelche Sinnzusammenhänge. Denn daß man dem Opernliebhaber erklären muß, warum man eine Oper transponiert hat und was er dahinter zu sehen und spüren hat, beweist doch schon, daß was mit der Zeitmaschine nicht stimmig ist (darin war HG Wells besser).
Die Besetzung der männlichen Protagonisten war erfreulich und verdiwürdig. Die Damen gaben ihre Rollen nach ihrem schweren (Wagner’schen) Rollentalent – stimmlich spürbar bemüht, leider oft viel zu unbeweglich, manchmal knapp hinter den Tempi.
Zubin Mehta stand über jeder Kritik, führt das Orchester wie Maestro Verdi, erfreute wie immer sehr einfühlsam Herz und Ohr und hätte eine bessere Regie und bessere Damen verdient.
Es gab keinen einzigen Szenenapplaus und der Beifall am Ende war – welch ehrliches Publikum! – eher gedämpft und endenwollend, für die Regie gab es hörbare Ablehnung.
Giuseppe hat weggesehen, schade um das viele Geld. imjc
Ich habe gerade diese Forza des Destino bis zum bitteren Ende mitgesehen, leider war der Genuß über weite Strecken getrübt:
Der Herr der Staatsoper wäre gut beraten, die debilen Interlinearübersetzungszeilen am Bildschirm zu unterlassen. Diese Übersetzung (leider nicht die Werfelsche) hat kontraproduktive Wirkung auf alle Operanfänger, die zur Klassik hingeführt werden sollten.
Nichts gegen sein Deutsch, es hat durchaus Charme und ist als Sprache eines Baumes hervorragend. Er wäre jedoch noch besser beraten, die klaren Aktübersichten des intelligenten Herrn Loewel zu übernehmen.
Herr Poultney regierte, wie seit Jahren gewohnt, gewollt modernistisch: ein eigenartig hüpfendes Cowgirlballet mimte die Zigeuner und sollte amerikanische radikale Sektierer darstellen – die Sinti werden sich für diesen Vergleich bedanken. Ja, alle anderen waren auch unzeitgemäß, schäbig 50ermäßig gekleidet und alle wirkten verkleidet. In ein Utopos verschoben, das nicht heute und nicht gestern ist – in diesem Fall hätte man den 2. WK noch am ehesten als tempus und locus operandi der verworrenen Handlung akzeptiert. Diesmal ist ihm nichts Schlüssiges eingefallen, er, Poultney, möge es mir nicht einzureden versuchen.
Man belasse doch bitte Opern mit derart groschenromanmäßiger Handlung in ihrer vorgegebenen Zeit, dort kann man in Kostüm und Musik schwelgen - so aber sucht man vergeblich irgendwelche Sinnzusammenhänge. Denn daß man dem Opernliebhaber erklären muß, warum man eine Oper transponiert hat und was er dahinter zu sehen und spüren hat, beweist doch schon, daß was mit der Zeitmaschine nicht stimmig ist (darin war HG Wells besser).
Die Besetzung der männlichen Protagonisten war erfreulich und verdiwürdig. Die Damen gaben ihre Rollen nach ihrem schweren (Wagner’schen) Rollentalent – stimmlich spürbar bemüht, leider oft viel zu unbeweglich, manchmal knapp hinter den Tempi.
Zubin Mehta stand über jeder Kritik, führt das Orchester wie Maestro Verdi, erfreute wie immer sehr einfühlsam Herz und Ohr und hätte eine bessere Regie und bessere Damen verdient.
Es gab keinen einzigen Szenenapplaus und der Beifall am Ende war – welch ehrliches Publikum! – eher gedämpft und endenwollend, für die Regie gab es hörbare Ablehnung.
Giuseppe hat weggesehen, schade um das viele Geld. imjc
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